DER IMPERATOR – Leseprobe 2
VIERTES KAPITEL
Salonina und Valerianus wurden gemaßregelt. Sie durften den Kaiserpalast nicht mehr verlassen, waren also praktisch eingesperrt – Vertraute des Imperators hatten ein Auge auf sie. Für sie begann eine entsetzliche Phase der Isolation, auch jeglicher Kontakt zwischen ihnen Beiden war verboten. Salonina durfte ihre anderen Kinder nicht mehr sehen, und dasselbe galt für Valerianus – seine Geschwister waren für ihn tabu.
Die Lakaien des Kaisers hatten eine diebische Freude daran, Saloninas und Valerianus‘ Schicksal so unangenehm wie möglich zu gestalten. Dabei war es Gallienus‘ Wunsch gewesen, nicht voller Schärfe vorzugehen, doch da er sich weiter nicht darum kümmerte, konnten die Schergen ihre dubiosen Spielchen austragen.
Gallienus‘ Ziele waren ganz andere – das Römische Reich wieder in seiner alten Herrlichkeit erstrahlen zu lassen. Das war seine geheime Ambition, die er nur mit Arminia zu besprechen pflegte. Er hatte auch eine sehr banale Absicht, nämlich die Völkerschaften, die von Norden, Osten und Süden heranbrausenden Scharen einigermaßen in Schach zu halten, was ihm nicht immer gelang, um der Wahrheit die Ehre zu geben.
Während er die Träume von der Herrlichkeit und dem Strahlen vorübergehend ad acta legen musste, waren wenigstens die heranbrausenden Scharen nicht alle gleichzeitig unterwegs. Nachdem er im Norden die (wenn auch gespannte) Ruhe einigermaßen wiederhergestellt hatte, wandte er sich dem Süden zu. Hier hatte er nur bedingt Glück – Gallienus musste die Räumung mindestens eines südlichen Abschnitts des Limes Tripolitanus anordnen, was fatal war, denn die Verteidigung der fruchtbaren küstennahen Territorien der Provinzen war problematisch geworden.
Im Osten aber ging es – nach Valerians unrühmlicher Gefangennahme – wieder besser. Den Feldherren Macrianus und Callistus gelang es aber, die verbliebenen römischen Truppen zu sammeln und Schapur I. bei Korykos zu schlagen. Die Perser zogen sich daraufhin hinter den Euphrat zurück.
Und das Ganze vollzog unter reger Teilnahme von Arminia, die immer live dabei war. Ähnliches galt für die privaten Intensionen von Gallienus – wie gesagt: unter dem Einfühlungsvermögen von Arminia. Er interessierte sich für griechische Lebensart, Kunst, Religion (als vorletzter Kaiser – der letzte war Julian – ließ er sich in die „Mysterien von Eleusis“ einweihen) und Philosophie – er stand in Kontakt mit Plotin – und versuchte offenbar eine bewusste Rückwendung hin zu den Formen des 1. und 2. Jahrhunderts. Seine Regierungszeit ist daher mitunter als „Gallienische Renaissance“ bezeichnet worden.
FÜNFTES KAPITEL
Apropos „Mysterien“: Es gab vier Arten von Teilnehmern an den „Mysterien von Eleusis“: 1. die Priester und Priesterinnen, 2. die zur Weihe bestimmten Jünglinge, die an der Zeremonie erstmals teilnahmen, 3. andere, die schon an der Zeremonie teilgenommen hatten, 4. diejenigen, die bereits an der Epopteia (das „Hinsehen“, eine Einweihungsstufe) teilgenommen und von den großen Geheimnissen der Demeter erfahren hatten.
Arminia setzte sich in den Kopf, dass sie an dem entsprechenden Ritual teilnehmen musste – und sei es anonym, verkleidet allenfalls als Mann. Und so kam es, dass Gallienus kurzfristig verschwand – nur die engsten Berater wussten davon -, um inkognito seine zweite Frau nach Griechenland zu begleiten, genauer gesagt nach Eleusis, etwa 30 km nordwestlich von Athen. Das Fest war in vollem Gang – sie hatten den Monat Anthesterion (Februar/März) abgewartet.
Arminia, sicherheitshalber tatsächlich als Bursche getarnt, strebte zielstrebig zu den Jünglingen, die erstmals an der heiligen Handlung teilnahmen. Es gab nur eine Schwierigkeit: Der Chiton war im antiken Griechenland das von Männern und Frauen unmittelbar am Körper getragene Unterkleid – der einzige Unterschied war nur die Größe. Während die Männer sie kurz trugen, hatten die Frauen die lange Version in Gebrauch. Arminia musste höllisch aufpassen, dass ihr nicht die Brust hervorkam.
Einerlei – es ging alles gut, bis auf die Tatsache, dass die Todesstrafe verhängt wurde gegen jeden Verstoß der Geheimhaltung. Wie gesagt – es ging alles gut. Gallienus und Arminia tauchten plötzlich wieder aus der Versenkung auf. So als ob das selbstverständlich wäre.
Und dann nahm Gallienus die normale Herrschertätigkeit wieder auf und das war auf Grund der Umstände keine Kleinigkeit. Es war ständig etwas los – er kam selten dazu, seine privaten Steckenpferde auszuüben. Vielleicht wäre er ein bedeutender Philosoph geworden. Wer wusste das schon, wenn der Beweis nie erbracht wurde.
Oder ein Dichter. Oder ein großer Liebhaber (aber das war er ohnedies) von Arminia…
SECHSTES KAPITEL
Arminia ging direkt in Rom spazieren, von ihrem Landbesitz auf einem Blitzbesuch, ohne das Gallienus davon wusste. Zu diesem Zweck hatte sie sich eines der Pferde organisiert – als Germanin war sie eine hervorragende Reiterin. Sie stellte das Pferd in einem Mietstall ab und begab in eine vornehmen Gegenden rund um den Palatin, wo sie shoppte. Herrliche Kleider warteten auf sie, dazu Unterwäsche.
Mit Begeisterung übernahmen die römischen Frauen das Brustband ihrer griechischen Geschlechtsgenossinnen. Als Ergänzung für den unteren Körperbereich erfanden sie zusätzlich aber noch das Subligaculum. Das war ein Tuch, das zwischen den Beinen nach vorne und hinten hochgezogen wurde, so, dass es Gesäß und Genitalbereich bedeckte. Zum sicheren Halt verknotete man es über den Hüften.
Der Händler wusste natürlich von der besonderen Stellung, die Arminia einnahm – die Spatzen pfiffen es von den Dächern der Hauptstadt. Er fühlte sich kolossal geehrt von ihrem Besuch und er sah davon ab, dass sie eine Barbarin war – das behielt er lieber für sich. Er legte ihr, abgesehen von der Unterwäsche, auch einige prachtvolle Togas vor. Sie entschied für zwei Stück besonders exquisiter Exemplare.
„Ich habe aber kein Geld bei mir!“, sagte sie. – „Kein Problem! Der kaiserliche Haushalt hat überall Kredit! Es freut mich, Ihnen gedient zu haben!“, war die Antwort.
Jetzt musste ihr Pferd aus dem Mietstall holen und da zeigte sich derselbe Effekt, dass sie unbeschränkten Kredit genoss. Arminia kehrte auf ihr Landgut (betrachtete es mittlerweile als ihres) zurück, wo sie Gallienus direkt in die Arme lief.
Er regte sich auf: „Was fällt Dir eigentlich ein, so ohne Schutz in die Urbs zu reiten? Da hätte das ärgste Malheur passieren können!“
Ist aber nicht passiert, dachte Arminia. Sie packte wortlos ihre Schätze aus. Gallienus sah ihr ebenso wortlos zu, wie sie sich komplett entkleidete, das neue Outfit anlegte und sich stolz präsentierte. Da war sein Unmut verflogen. Er stürzte sich auf sie, riss ihr die edlen Fetzen vom Leib und dann hatten sie den besten Sex seit langem.