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DER IMPERATOR – Leseprobe 16

SECHSUNDVIERZIGSTES KAPITEL

Egnatia Mariniana empfing wieder einmal Gallienus. Da sie ihn vorerst heimlich durch Boten eingeladen hatte, wartete am Tore auf ihn. Sie küsste ihn, nicht achtend des Personals des Landsitzes. Die Dienerschaft war verschwiegen und auf Seiten der Herrin. Da war kein Einziger, nicht Einer, der die Dame des Hausen verraten hätte – fern waren die im Rom üblichen Anschlagstafeln, wo jeder dahergelaufene Halunke die neuesten Nachrichten lesen konnte.

Gallienus machte es sich gemütlich – das Haus gefiel ihm langsam besser sein Eigenes, oder war es nur die Anwesenheit der Mutter, die ihn wieder in den quasi-embryonalen Zustand versetzten. Dem widersprachen die Küsse, die sie ihm überall gab, darunter war der Schwanz, den sie in gar nicht mütterlicher Weise bearbeitete. Und ehe er sich versah‘, bekam er einem meisterlichem Blow Job verpasst, das im Hören und Sehen verging.

Sie blieben anschließend noch eine Weile liegen, um den Nachhall zu genießen. Er sagte nach einer langen Zeit: „Die Jungen brauchen uns nicht mehr. Sie müssen ihre eigenen Erfahrungen machen, seien gut oder schlecht. Livia zum Beispiel – ich habe zum Schein gedroht, dass ich sie im Auge behalten. Und das ist gut so, damit die Bäume nicht in den Himmel wachsen, inzwischen hat sie die äußerst kluge Entscheidung getroffen, Livius zum Feldherrn zu machen, und Du siehst ja, was dabei herausgekommen ist: Langanhaltender Frieden für eine ganze Region!“

„Die Jungen uns nicht mehr, da können wir uns einen guten Tag machen – Du und Arminia! Und vielleicht fällt dabei etwas für Deine arme alte Mutter ab!“

„Du und alt!“, widersprach Gallienus. „Von Dir sogar so manche Junge noch Einiges lernen, so gut wie Du drauf bist!“

„Den Blow Job musste ich für Deinen Vater (die Götter haben ihn selig) immer gemacht, besonders wenn er wegen irgendeiner Sache mißvergnügt war. Und dann ging es regelmäßig gut. Es liegt mir fern, sich in Euer Liebesleben einzumischen, aber habt Ihr IHN schon probiert?“

„Wir haben, und es lief nicht so gut!“ – „Sag‘ ihr, sie muss einfühlsamer damit umgehen!“ – „Sie ist im Bett eine Barbarin geblieben – kurz und mit zahlreichen Schmerzen behaftet!“

„Sag‘s Ihr trotzdem…“, sagte die Mutter.

SIEBENUNDVIERZIGSTES KAPITEL

Livia stimmte dem Deal wiederwillig zu, den Arminia provisorisch ausgemacht hatte – nicht weil er schlecht gewesen wäre, sondern weil ihre Mutter ihn abgeschlossen hatte. Aufsässig war, von frühester Jugend an, und das hatte sich auch in reiferen Jahren nicht geändert. Sie war, wenn so will (trotz eigener Geburt), ein großes Kind. Wenn man da an Livius dachte – er ertrug seine Probleme mit soldatischer Fassung.

Genug davon – das Römische Reich erstand, zumindest für nächsten hundert Jahre, in alter Größe!

Die Regentin hatte dazu nichts wirklich Wesentliches beigetragen, was ihr besonders zu schaffen machte, obwohl sie wusste, dass das in ihrem Namen geschah. Sie konnte sich darauf verlassen, dass weder Livius noch Arminia und andere Zeitgenossen einen Teil des Ruhmes für sich in Anspruch würden – alles geschah zur höheren Ehre Livias!

Der Unvergleichlichen!

Der Gottgleichen!

Das war schon ein Hymnus, der da ablief.

Als Livia wuschen Gallienus und Arminia ihr ordentlich den Kopf – der nominelle Kaiser bot der Tochter sogar an, sie über‘s Knie zu legen. Als Livia selbst von sich behauptete: „Du liegst mit eir er Göttin im Bett!“, da packte auch Livius, der soeben vom Feldzug heimgekehrt und im Triumph durch Straßen Roms begleitetet wurde, die Wut: „Wenn Du nicht bald normal wirst, trennen wir uns!“

Livia erwachte wie aus einem bösen Traum. Sie schüttele sich, um das Hirngespinst zu beseitigen.

Dann wandte sie sich den Zwillingen zu – wie eine gute fürsorgliche Mutter. Sie spielte mit ihnen Puppen und Murmeln, später (mit fortgeschrittenem Alter) kamen Brettspiele hinzu. Hier zeigten sich die geschlechtsspezifischen Merkmale hinzu, aber nicht so, als man sich das vorstellte – Lara spielte lieber mit Murmeln, Felix mit Puppen. Ein Omen für zukünftige Entwicklungen?

Und Lara entwickelte den Hang zu aggressiveren Spielen mehr als Felix, der es eher ruhig anging. Im Kampfspiel war sie Überlegenere, während er sich frühzeitig mehr literaterischen Genüssen hingab. Er las vornehmlich Ovid („Ars amandi“), mit roten Ohren.

„Curribus Automedon lentisque erat aptus habenis,
Tiphys in Haemonia puppe magister erat:
Me Venus artificem tenero praefecit Amori;
Tiphys et Automedon dicar Amoris ego.“

Auf deutsch, wobei die Übersetzung der Genialität des Originals nicht annähernd gerecht zu werden vermag:
„Automedon war fähig, Wägen zu lenken und starre Zügel handzuhaben,
und Tiphys war Meister auf dem Haemonischen Hinterdeck
Mich hat Venus zum Künstler der zarten Liebe gemacht;
ich werde der Tiphys und Automedon der Liebe genannt werden.“

ACHTUNDVIERZIGSTES KAPITEL

Arminia nahm ihre karitative Tätigkeit nach einer Zeit wieder auf – mit zusätzlichen Benefits, die sich auf die ausgiebigen Charity-Partys und auf die teilweise Nächstenliebe bezogen. Es wurden unter der Ägide der Kaiserin ganz lockere Happenings gefeiert, bei denen teilweise auch Nacktheit ein Thema war.

Und da mochte es sein, dass sich zu vorgerückter Stunde ein völlig Fremder anonym an Arminia her, und sie (etwas beschwipst) ihm ihre Gunst schenkte. Dann schlief ein und am Morgen war nur eine blasse Erinnerung an die Geschehnisse der Nacht vorhanden. Sie mochte an die eine oder andere Gelegenheit denken, wo sie quasi in offizieller oder halboffizieller Mission (stets mit Billigung von Gallienus) unterwegs war.

Sie erinnerte sich an Vorfälle, wo sie ihm nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte, wenn beispielsweise in einen Kontrahenten oder einer Kontrahentin verliebt hatte – wie in der Geschichte mit Victoria, das einzige Mal, wo sie mit einer Frau geschlafen hatte, war deutlich in Erinnerung. Nicht so sehr, weil sie mit einer Betrunkenen Sex hatte, sondern das Erlebnis an sich, zumal es sich bei Victoria um ein durchaus attraktiv Exemplar ihrer Gattung handelte. Allein der Duft – sie geriet in‘s Schwärmen, auch heute noch, eine Reihe von Jahren später.

Einerlei – was Gallienus wieder einmal die Möglichkeit gab,seine Mutter zu besuchen – sie freute wie fast jede „alte Dame“, aber da war noch mehr. Sie begrüßte ihn obligat gewordenen Zungenkuss, damit er sich gleich auskannte, woher der Wind wehte. Dann umschmeichelte sie ihn, wie es nur eine Geliebte tun konnte.

Sie serviete ihm seine Lieblingsspeisen und als Abschluss Speiseeis, das er besonders goutierte. Sie ließ sich Schnee und Gletschereis aus den Bergen bringen und mit Früchten, Honig und Gewürzen vermischen.

Und dann versanken Egnatia Mariniana und Gallienus wieder in ihrer ungewöhnlichen und zutiefst skandalösen Liebe.