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AKIKO YAMAMOTO – Leseprobe 1

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Eine freudlose Kindheit – das war ihr Los. Akiko Yamamoto wuchs in dem Bestreben stets die Beste sein zu müssen. Ihr einziges Vergnügen war es, kaum dass sie geschlechtsreif war, zu masturbieren. Ihre Erzeugerin durfte sie dabei nicht erwischen, denn das sei nicht gut für ihre Kondition – sie wurde dazu erzogen, Ama-Taucherin zu sein. So wie ihre Mutter, Großmutter und die vielen Generationen vor ihr.

Die ersten Tauchversuche fanden im Alter von fünf Jahren statt und sie wurde nicht geschont. Sie musste sich, just dass sie schwimmen gelernt hatte, frühzeitig in eine Tiefe von vielleicht fünf Metern vorzudringen. Sie genoss keine wie immer geartete Ausbildung, entgegen den Vorstellungen der japanischen Regierung, die einen Unterricht vorsah, ohne Ansehen des Standes.

Mit fünfzehn konnte Akiko eine Tiefe von zwanzig Metern erreichen. Sie war bereits vollentwickelt, mit den Kurven an der richtigen Stelle – in ihrem Fundoshi, das war ein kleines Teil, das nur das Nötigste bedeckte. Sie war es nicht anders gewöhnt – dennoch war sie ein atemberaubender Anblick.

Sie masturbierte regelmäßig und stärker, was ihrer Kondition keinen Abbruch tat, entgegen den Vorhaltungen ihrer Mutter, Michiko Yamamoto. Im Gegenteil, es beflügelte sie beim Tauchen, noch weiter und noch größere Tiefen zu versinken, dabei aber den Atem noch länger anzuhalten. Das ermöglichte Akiko, die schönsten Perlen zu finden, an Stellen, wo kein Mensch bis jetzt je hingekommen war.

Sie wurde der Star unter Ama-Taucherinnen, zumal sie am Stück zwanzig Minuten tauchen konnte, was keine der anderen Mädels je geschafft hatte. Sie unterlag als erster von den jungen Frauen der Hybris des Nicht-Wieder-Auftauchen-Wollens ganz stark. Sie konnte sich vorstellen, nie wieder hochzukommen.

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Einerseits war Michiko stolz über den Erfolg Akikos, konnte sie doch den Geruch der Vergewaltigung durch einen Unbekannten, der ihre Tochter entsprungen war, zumindest teilweise loswerden konnte – andererseits war sie bisschen neidisch. Das lag in der Natur der Sache – aber die Freude überwog.

Da hatte sie auch nicht dagegen, wenn Akiko die entgangene Schulbildung nachholen wollte – ihr Kind hatte (trotz seiner Jugend) mit den Perlen ein kleines Vermögen angehäuft, dass an das Engagement einer Privatlehrerin gedacht werden konnte. Was dazu führte, dass sie bei Tag ihrer Verpflichtung als Taucherin nachkam, aber bei Nacht ihren Schulstoff büffelte. Das das auf die Dauer nicht gut ging, lag auf der Hand, aber sie wollte sich mit aller Kraft durchbeißen.

Ihre Lehrerin war ein herzensguter Mensch, der soweit als möglich auf sie Rücksicht nahm, dennoch ihr vorgeschriebenes Pensum durchbrachte. Die Beiden waren dergleichen Position gefangen: Sakura Takumi, das war die Privatlehrerin, untertags in einer ganz normalen Schule, nachts aber in ihrem Zusatzjob tätig. Akiko hatte ebenfalls ihre Doppelbelastung, nur dass ihre Auslastung noch herausfordernder war – mit dem Tauchen.

Wann schliefen die Beiden eigentlich, wann fanden sie eigentlich zueinander, was früher oder später der Fall war. Da musste Akiko nicht mehr länger sich selbst befriedigen und bei Sakura war überhaupt das erste Mal, dass die Lehrerin Geschlechtsverkehr hatte. Das war eine dagewesene Euphorie, die sie erfasste – dabei vergaß aber ihr „Pensum“ nicht (die pflichtbewusste Pädagogin, die sie auch war).

Das währte durch lange Zeit gut – Sakura und Akiko waren hochmotiviert durch die Umstände, unter denen das Ganze stattfand. Frauen waren – so fanden sie – einfach widerstandsfähiger als Männer, wenn es darum ging, große Distanzen zu überstehen. Zähigkeit war angesagt, unterbrochen durch ein bisschen Vergnügen – dieses Vergnügen hatte es aber in sich, und hinterließ sie mit einer tiefen Befriedigung, die ewig anhielt. So schien es jedenfalls…

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Akikos Ausbildung war abgeschlossen – sie brauchte lediglich den staatlichen Sanctus auf dem Papier, der ihr den erfolgreichen Abschluss bestätigte. Und so ging‘s an‘s Abschiednehmen. Sie hatte sich spontan dafür entschieden, nach Tokio zu gehen, wo ihr eine Stelle in der Polizei-Zentrale angeboten wurde.

Good-bye Tauchen, Schulzeit und auch Lehrerin und Geliebte. Von Derselben fiel ihr die Trennung besonders schwer, ja, es brach Akiko nahezu das Herz, wenn sie an Sakura dachte, doch sie hatte sich in den Kopf gesetzt, in der Hauptstadt ihr Glück zu versuchen. Dazu war es notwendig, von dem Cape Kadowakizaki, wo die Ama-Taucherinnen zu Hause waren, nach Tokio zu reisen. Ganz verstanden hatten die Ama‘s es nicht, allen voran Akikios Partnerin (die keine von ihnen war, aber zunehmend als solche empfunden wurde, obwohl sie das Meerwasser verachtete) – die relativ überschaubare Sicherheit aufzugeben.

Sie nahm ihren Unterricht wieder auf, den sie kurzzeitig unterbrochen hatte – auf Grund des Schocks, den ihr Akiko zugefügt hatte. Sie passte genau auf, dass ihre persönlichen Probleme nicht auf den Beruf durchschlugen. Sie unterrichtete derzeit eine sechste Klasse in der sechsjährigen Grundschule, sie hatte aber auch die Qualifikation für die dreijährige Mittelschule – sonst hätte sie Akiko gar nicht lehren dürfen (mit den außerschulischen Konsequenzen, die das mit sich brachte).

Apropos außerschulische Konsequenzen, Sakura suchte sich mit der Zeit (um Akiko zu vergessen) ein frühreifes Mädchen, das unverkennbar lesbische Avancen ihr gegenüber ihrer Person erkennen ließ. Sie nahm Natsuki, das war der Name der Schülerin, und sprach sie direkt darauf an: „Hast Du ernste Absichten oder ist das die übliche Schwärmerei für eine Lehrkraft Deiner Wahl?“

Natsuki antworte: „Ernste Absichten!“ – „Dann musst Du auch die Auswirkungen berücksichtigen – eine Enttäuschung reicht für ein halbes Leben!“ – „Vollkommen lautere Intentionen…“