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SUGARDATING – Leseprobe 4

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Am darauffolgenden Tag hatte Carlos Fernando Monteiro Lindenberg wieder einen seiner berühmten Termine – und er nahm Hanna Hevelius mit. Vor Ort (der geheim bleiben musste) traf er mit Vertretern der sogenannten Blutdiamantengruppe zusammen.

Alls erstes fragten sie: „Wer ist die Tussi?“ So als wäre sie gar nicht da. – „Meine Assistentin!“, antwortete er. – „Und ist sauber?“ – „Blitzsauber – ich habe mit ihr geschlafen! So kann sich kein Mensch jemals verstellen!“

So kann man sich täuschen, dachte Hanna, an die Anfänge ihrer Beziehung zurückdenkend. Und sie überlegte – vorläufig zum Spaß -, ob sie ihren alten Auftraggebern einem Tip geben sollte. Da kam einer der Diamanten-Fuzzis mit einem Vorschlag herüber, den Carlos nicht ablehnen konnte. Er hatte sowas schon befürchtet.

„Ich will das selber ausprobieren – ist nicht persönlich gemeint, meine Liebe!“, sprach er Hanna direkt an. Und er vergewaltigte sie auf brutale Weise, sodass ihr Hören und Sehen verging. Als alles vorbei, tröstete sie Carlos mit den Worten: „Ich hab‘ Dir doch gesagt, das wird kein Spaziergang, auf den Du Dich da einlässt – freiwillig, wie ich betonen möchte!“ – „Aber, dass es arg werden würde, war nicht zu ahnen gewesen!“- „Ich habe Dir doch gesagt – Yanis, so heißt der brutale Kerl -, der in jeder Lebenslage vögeln konnte.“

Dabei blieb er völlig ungerührt – so als ob Hanna nur ein (zugegebenermaßen attraktives) Stück Fleisch gewesen wäre. Und beschlossen sie Beide, in einem Moment der Unaufmerksamkeit, wo er sich in Erinnerung an seine „Beute“ erfreute, ihn umzubringen. Hanna hatte ein besonderes Vergnügen darin, der Leiche ihren Schwanz abzusäbeln. Im Anschluss daran – nachdem den Toten an einem weit entfernten Ort entsorgt hatten – gingen Carlos und seine Geliebte wieder in‘s Hotel.

Die Blutdiamantenhändler fragten sich mittlerweile, wo ihr Genosse geblieben war. Und auch wieder nicht, denn angesichts der Gewaltverbrechen, die in Südafrika täglich begangen wurde, wunderten sie sich über gar nichts mehr – dort konnte man schon erschlagen werden, wenn man auf ein Bier ging. Sie machten kurzen Prozess – sie suchten sich einen anderen Leibwächter (denn um einen solchen hatte es sich bei Yanis gehandelt). Da liefen genug herum.

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Carlos hatte – unabhängig davon, was sonst noch passiert war – sein Geschäft mit den Diamanten unter Dach und Fach. Die Ware war bereits unterwegs nach Antwerpen und er hatte nichts mehr damit zu tun – er hatte sie mit beträchtlichen Gewinn weiter verkauft.

Carlos und Hanna waren längst entschwunden nach Oman. Sie waren über Dubai eingereist, hatten sich dort einen großen Toyota mit einheimischen Chauffeur gemietet – das zu dem Zweck, dass Carlos seiner Geliebten das wunderschöne wildromantische Hadschar-Gebirge zeigen wollte und das ohne ortskundige Führung unmöglich zu bewerkstelligen wäre.

Sie bewunderten den Sonnenaufgang – es war früher Morgen, bei ihrer Abreise war es noch Nacht gewesen. Carlos fand, dass es einer der schönsten Orte auf der Welt war. Es war eindeutig eine Gemacksfrage – er liebe nun einmal die Gegend. Sie waren ausgestiegen und standen auf einem Parkplatz auf einem höher gelegenen Punkte des Gebirges. Sie beobachten, wie sich das Tageslicht langsam in die Gluthitze des Vormittags verwandelte. Sie waren froh, dass sie sich wieder in die Kühle des Fahrzeugs begeben konnten.

Im Näherkommen an die Hauptstadt Maskat ließ Carlos den Chauffeur noch einmal anhalten. Er zog seinem weißen Burnus an und für Hanna hatte er eine prunkvolle Abaya, damit sie sich ausreichend präsentieren konnten. Dementsprechend war der Eindruck, den sie Beide hinterließen – noch dazu, als Carlos perfekt Arabisch sprach. Sein Portugiesisch war bei weitem nicht so gut – Englisch war selbstverständlich kein Problem. Hanna war gespannt, zu welchen Destination er sie noch entführen würde – und welche Sprachen dort gesprochen wurden.

Der Empfang war herzlich, aber orientalisch-unverbindlich – da war immer ein Rest Ressentiment von einer langen (britischen) Kolonialgeschichte, wobei die inner-omanischen Konflikte nicht außer Acht gelassen sollten. Einerlei – Carlos hielt sich da weitgehend heraus. Geschäft ist Geschäft – da hatte die Politik möglichst zu schweigen. Soweit das überhaupt möglich war.

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Was aber war die konkrete Herangehensweise von Lindenberg? Er hatte einen Schwarzmarkt für Erdöl aufgetan, der einen Teil des „Stoffes“ knapp unter den gängigen Preisen in die Volksrepublik China verkaufte. Das vollzog sich unter dem Radar der omanischen beziehungsweise der chinesischen Behörden ab – sehr zum Nutzen der korrupten Beamten in den jeweiligen Staaten. Es hatte sich ein gut eingespieltes System entwickelt, das nach gewissen Anfangsschwierigkeiten reibungslos ablief.

Carlos sah dennoch in unregelmäßigen Abständen auch hier (im Zuge sein mannigfaltigen Operationen), ob alles seine „Ordnung“ hatte, und ob eventuelle „Sub-Unternehmer“ nicht allzu üppig wurden. Er und Hanna wurden bei der Gelegenheit zu rauschenden Festen eingeladen (bei denen übrigens die strickte Trennung zwischen den Geschlechtern ausgehebelt war). Da ging‘s ordentlich zur Sache – die ebenfalls vorhandenen Bauchtänzerinnen waren von den normalen weiblichen Besucherinnen kaum zu unterscheiden.

Schließlich handelte es sich um eine geschlossene Veranstaltung – da nahm man es nicht so genau mit sonst üblichen Etikette. Auch Hanna entledigte sich der Abaya, und sonst noch einige Kleidungsstücke. Sie ließ von den Professionellen in die Geheimnisse des Bauchtanzes einweisen – das war gar nicht so leicht. Der Tanz ist geprägt von wellenartigen Schwingungen des Oberkörpers und Hüftkreisen, die eine fließende und anmutige Dynamik erzeugen. Besondere Aufmerksamkeit liegt auf der rhythmischen Erregung von Bauch und Hüften, was dem Tanz seinen Namen gibt. 

Nachdem Hanna die Bewegungen einigermaßen intus hatte, verlor sie jegliche Impulskontrolle – sie war quasi außer Rand und Band, ungezügelt, wild, stürmisch. Da sich diese Dinge in der Wüste zutrugen, quasi am Rande der Legalität, ging es umso ausgelassener zu. Carlos achtete abseits dessen peinlich darauf, dass Hanna nur mit ihm intim wurde – anders als beim Leibwächter der Diamantenhändler, wo seine persönlichen Interessen auf dem Spiel standen.