SUGARDATING – Leseprobe 3
7
„Du bist die Frau, mit der man vergißt, dass es noch andere gibt!“, behauptete Carlos.
„Gleich so radikal!“, sagte Hanna. „Gerade Du hast vermutlich eine Menge Frauen gehabt!“
„Aber keine war so wie Du!“ – „Das hast wahrscheinlich allen gesagt!“
Das trug sich auf einer Reise nach Rio de Janeiro zu, wo Carlos „geschäftlich“ zu tun und wo ihn Hanna neuerdings begleitete. Sie stiegen im „Copacabana Palace“ ab, einem Hotel der obersten Preisklasse – aber ein Lindenberg ließ sich nicht lumpen.
Der Termin war vertraulich, daher war die Hevelius unversehens allein. Sie ging an den Strand und sah sich die gut gebauten Menschen an – sie fand, dass sie sich nicht verstecken musste, in ihrem winzigen goldfarbenen Bikini, den sie sich in Wien kurz vor ihrer Abfahrt besorgt hatte. Ja, sie realisierte im Gegenteil, dass sie mitten unter den Schönsten zu finden war.
Hohe Wellen verhinderten ein Bad im Ozean, daher zog sie sich in den hoteleigenen Swimmingpool zurück – dort war sie überhaupt der Star unter den alten Vetteln. Die Gentlemen staunten sie an und als Carlos auftauchte, waren die Betroffenen neidisch auf Grund hier vorliegenden Alterunterschieds. Warum konnten sie nicht so ein Glück haben?
Carlos und Hanna begrüßten sich besonders herzlich, um aller Welt zu zeigen, dass sie ein Paar waren. Sie küssten sich tief und fest – dabei kam auch die Zunge zum Einsatz. Für das Publikum deutlich ersichtlich, was wiederum bei den Damen nicht gut – die Herren missgönnten Carlos sein unverdientes Massel. War es tatsächlich so unverdient – wir wissen es nicht. Jedenfalls wünschte die Kundschaft, Damen wie Herren, als die Beiden auf‘s Zimmer gingen, nur das Schlechteste.
8
Das Publikum wäre überrascht: Carlos und Hanna redeten miteinander – intensiv. Hanna fragte Carlos, ob sie ihm behilflich sein könnte, bei seinen mafiösen Aktionen. Sie hatte selbst große Erfahrungen im Täuschen und Tarnen gesammelt, wobei ihr – als Frau – noch andere Möglichkeiten zur Verfügung standen, inklusive dem Sex als Waffe.
Carlos sagte, dass er sich genau überlegen müsste. Er wies sie darauf hin, dass – wenn sie tatsächlich in derartige Machenschaften verwickelt wäre – sie nicht so leicht wieder herauskommen könnte. Oder eigentlich gar nicht!
Er persönlich hatte einschlägige Lehren sammeln müssen – einmal Mafia, immer Mafia. Selbst als er in der Hierarchie bis fast ganz nach oben aufgestiegen war (als einer von drei Häuptlingen), hatten ihn die Zwei übrigen mit dem Tode bedroht, für den Fall, dass er sich jemals absetzen wollte. So streng waren die Sitten im Geheimbund. Müßig zu sagen, dass Schergen bereit sind, die Exekution mittels Maschinengewehr vorzunehmen.
Lichtenberg wollte die Hevelius nur darauf hinweisen, auf was sie sich da einließ. Aber sie insistierte! Carlos nahm sie als Adepten in die Organisation auf. Dann wurde etwas ganz anderes gesprochen, und zwar, wo sie fein speisen sollten.
Das war natürlich ein Problem. Sie beschlossen, außer Haus zu gehen und nicht im hoteleigenen Restaurant zu essen. Hanna rougte sich ordentlich auf, zog ihr schönstes Kleid an – aus Wien besorgt, eine lange weiße Robe, mit beiderseits angebrachten Schlitzen, sodass man bei unbewussten Bewegungen das Hös‘chen hervorblitzen sah. Dazu ein weit ausgeschnittenes Dekolleté. Carlos begnügte sich mit einem schlichten schwarzen Smoking – er wollte Hanna die Show nicht stehlen.
Sie gingen in den „Casablanca Night Club“, wo Akiko und Lee gerade auftraten. Es stellte sich heraus, dass Carlos während seiner Militärzeit Kampftaucher (etwas was Hanna nebst vielen anderen seiner Tätigkeiten nicht gewusst hatte) gewesen war. Sie trafen sich alle miteinander nach der Vorstellung zu einem regen Gedankenaustausch.
9
Anschließend fuhren Carlos, Hanna, Akiko und Lee zum Berg Corcovado. Da es 1/2 8 Uhr morgens warteten, bis um acht Uhr der erste Zug des berühmten „Trem do Corcovado“ auf den Berg hinaufrüttelte.
„Na, habe ich Euch zu viel versprochen – der Sonnenaufgang ist von dieser Stelle einzigartig!“
Hanna war nie zuvor in den Genuss dieses Anblicks gekommen war, aber Akiko und Lee, die schon eine Weile hier waren, hatten sich noch nicht das Vergnügen gegeben. Die Perspektive war umwerfend – die wunderschöne Bucht schmiegte sich zwischen Zuckerhut und eben jenen Corcovado malerisch ein. Die Aurora des Berges mit der bekannten Christus-Statue leuchtete im Morgenlicht umwerfend.
Und dann kam der Abschied – Akiko und Lee gingen in ihr Hotel, von dem wir nicht einmal den Namen wissen, um sich für den nächsten Auftritt vorzubereiten, vielleicht um ein bisschen Sex zu haben. Carlos und Hanna gingen in‘s „Copacabana Palace“, um zu packen und um den nächsten Flieger zu steigen in Richtung Südafrika. Sie hatten keinen Sex, das wäre sich nicht ausgegangen.
Sie errichten Kapstadt auf Umwegen und wieder am frühen Morgen und hatten Sex im vorbestellten Hotel (wieder wurde das feinste Etablissement gewählt). Sie waren zwar hundemüde, aber dank der spezifischen Fähigkeit war das kein Problem. Seine Geliebte sprang mit einem gewissen Abstand auf den Zug auf – sie ließ sich einfach treiben.
Carlos und Hanna schliefen bis in den sinkenden Abend den Schlaf des Gerechten. Anschießend gingen sie im hoteleigenen Restaurant eine Kleinigkeit essen, um sich dann wieder hinzulegen.