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Courage!

Werner Schicklgruber

Wieviel Kritik verträgt ein System? Ein einzelner Mensch? Es gibt Leute, die kommen aus einem Geschäft und ärgern sich darüber, was sie gekauft haben, nur weil sie nicht „Nein!“ sagen oder weil sie jedenfalls ihre Wünsche nicht artikulieren können. Sie sind arm dran, denn man hat vergessen, es ihnen beizubringen, und nun gehen sie mit diesem Mangel durchs Leben wie jemand der nie schwimmen gelernt hat.

Courage ist auch und vor allem eine zivile Tugend, die den einzelnen ebenso wie die Gesellschaft daran hindert, im süßlichen Einheitsbrei zu versinken. Wie die Vorgänge rund um die Wiener Menschenrechtskonferenz gezeigt haben, sind aber weltweit die Befürworter einer kollektiven Harmonie weitaus in der Übermacht gegenüber den Vertretern einer individualistisch orientierten Toleranzidee. Da steht die Pluralität des „Abendlandes“ gegen geistige Monokulturen im Rest der Welt, da steht aber auch mitten unter uns die Rationalität der Aufklärung gegen fundamentalistische Grundströmungen, die sie jedes hermetische Gedankengebäude zwangsläufig hervorbringt.

Man muss sich aber bloß das fernöstliche Nirwana oder irgendeinen anderen ideologisch festgemachten Ort der glückseligen Widerspruchslosigkeit vorstellen, um sich zu fragen: Das soll alles gewesen sein, wofür wir gelebt, gearbeitet, gelitten und geliebt haben? Da kann es sich doch nur um einen Irrtum handeln: Der Fisch schwimmt im Wasser, aber er ist nicht das Wasser. Seine Bestimmung ist es, jenes zu tun, aber nicht dieses zu sein.