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Pontifex-Rezession, nein danke!

Von Christian Ortner

Der Mensch, donnerte Papst Franziskus in der Christmette, sei „gierig und unersättlich geworden“. Ein einfacheres Leben empfahl der Heilige Vater den Gläubigen, sie mögen überlegen, welcher Konsum wirklich notwendig sei und welcher nicht.

Nun kann man den Aufruf zum Konsumverzicht ja durchaus als Teil der Job-Description des Papstes sehen. Man darf aber auch die Frage stellen: Was geschähe, würden die mehr als zwei Milliarden Christen Franziskus ernst nehmen und ihren Konsum drastisch einschränken? Also 2019 nicht ein neues Auto kaufen, weil es das alte eh noch tut, keine neuen Kleidungsstücke kaufen, weil genügend im Schrank liegen, auf den Erwerb vieler anderer Konsumgüter verzichten und den Jahresurlaub in Thailand streichen, ganz wie es die vom Papst eingemahnte Bescheidenheit gebietet.

Die Folge eines derartigen Konsumverzichts wäre zwingend eine veritable Wirtschaftskrise mit jeder Menge Firmenpleiten und in der Folge Massenarbeitslosigkeit samt Verarmung von erheblichen Teilen der Bevölkerung. Besonders in der Dritten Welt, wo viele jener Güter hergestellt werden, die der Heilige Vater für überflüssigen Konsumkram hält, wären die Folgen einer derartigen Pontifex-Rezession dramatisch – dort würde der gerade erreichte bescheidene Wohlstand wieder Armut und Elend weichen.

Nun ist ja nicht vorstellbar, dass ausgerechnet der Papst massenhaftes Elend für hunderte Millionen Menschen herbeisehnt. Was aber sonst treibt den Heiligen Vater da an? Zu vermuten ist leider: Franziskus dürfte mit einem Übermaß an Empathie, aber einem bescheiden dimensionierten Verständnis für ökonomische Gesetzmäßigkeiten ausgestattet sein.

Das ist ja an sich auch kein Problem, der spirituelle Führer der Christenheit muss nicht mit John Maynard Keynes, Friedrich August von Hayek oder Ludwig von Mises vertraut sein. Das Problem ist aber, dass der Papst trotz seiner Unbelecktheit im Ökonomischen regelmäßig dazu öffentlich Stellung bezieht. Und so eher Teil des Problems als der Lösung ist. So wettert der Papst, seit er im Amt ist, unentwegt gegen Kapitalismus („Diese Wirtschaft tötet“) und Wettbewerbswirtschaft und predigt stattdessen eine Art von „Herz-Jesu-Sozialismus“, den man lieber nicht am eigenen Leib erfahren will.

Viel eher gilt: „Es existiert eine innere Verwandtschaft zwischen Kapitalismus und Marktwirtschaft auf der einen Seite und der christlichen Anthropologie des Menschen als freies, eigenverantwortliches Wesen, das dem Ebenbild Gottes gemäß geschaffen ist, auf der anderen Seite. Ihre fortschritts- und wohlstandserzeugende Wirkung beruht letztlich auf der Tatsache, dass allein diese Form des Wirtschaftens der menschlichen Natur entspricht. (. . .) Mit Caritas allein lässt sich in der Tat kein Wohlstand schaffen – hier helfen nur Unternehmertum und freie Märkte. Der Papst sieht nicht, dass Gewinnstreben an sich gut ist und in einer freien und rechtlich geordneten Marktwirtschaft Wohlstand für alle schafft.“ Sagt Martin Rhonheimer, Theologe, Priester und Professor für Philosophie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom.

Vielleicht schaut Franziskus dort ja einmal zur Weiterbildung vorbei.

(Aus der „Wiener Zeitung“)