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UNENDLICHE WEITEN – Leseprobe 9

Dreiunddreißigster Abschnitt

Und dann kamen sie wie aus dem Nichts! Die Sirenen heulten vergeblich auf!

Es war ein Angriff eines der fünfunddreißig anderen intelligenten Zivilisationen, von denen Ψ behauptet hatte, dass sie nie und nimmer eine Chance hätten, aus θ-Octanten hierher zu kommen. Aber nun war‘s passiert. Hatte Ψ seine/ihres/seine Allwissenheit verloren oder war es nur ein Moment der Unaufmerksamkeit – hoffentlich das Zweitere. Wie sie es geschafft hatten, aus dem θ-Octanten (und damit über die größtmögliche Entfernung) anzutanzen, blieb ein Rätsel.

Die Sacsayhuamán-Kultur aus dem γ-Octoanten war einfach weit, aber nicht so weit, für die Nasco-Kultur (für die Humanoiden), Age-Kultur (für die Schleimis) und Wesnajshabdem-Kultur (für die Wasserwesen) aus dem ε-Octoanten galt Ähnliches. Aber was zählte, war die unmittelbare Gefahr abzuwehren und zu kämpfen – allein, wogegen? Die Fremdlinge waren so rasch verschwunden wie sie gekommen waren – unter Zurücklassung von verheerenden Schäden nicht nur auf TERRA II, sondern auch bei den Humanoiden, bei den Schleimis und bei den Wasserwesen.

Die Welt von Ephrosine I. war unübersehbar betroffen – am ärgsten von allen. Das lag insbesondere am der Tatsache, dass die frühere Vögtin sich in kürzester Zeit unbeliebt gemacht hatte, wenn sie je beliebt war. Ihre Terrorherrschaft führte dazu, dass sie in Wirklichkeit wenig Freunde hatte. Die Untertanen legten einfach die Hände in den Schoß, ganz zu schweigen von den Sklaven und Sklavinnen. Hungersnöte und Seuchen brachen aus, Ephrosine I. wurde aufgehängt. Aus der Traum – die wenigen verbliebenen Leute wünschten sich Symphorosa zurück. Aber die ließ sich lange vergeblich bitten. Schließlich hatte eine Prätorianergarde rund um Ephrosine den Umsturz ermöglicht. Schließlich gab es hier genug zu verwirklichen.

Hier war Wiederaufbau angesagt. Die Schäden waren geringer als in der Sacsayhuamán-Kultur (wie übrigens auch in der Nasco-Kultur, der Age-Kultur und der Wesnajshabdem—Kultur, auf die das Gleiche zutraf) und die beiden Symphorosas arbeiteten fleißig mit, um die Defizite zu bereinigen. Die jüngere Symphorosa wollte ohnehin nicht mehr zurück und die ältere Symphorosa gedachte, ihren Altenteil auf TERRA II zu verbringen. Sie hatte sich endgültig gegen den Ruf nach einer Rückkehr auf ihren Heimatplaneten entschieden. Ψ riet ihr dazu – ja, Ψ war auch noch da, allgegenwärtig und allumfassend. „Was wirst Du Dir das antun?“, sagte Ψ. Ψ wieder in „ihrer“ Rolle als Frau, die nur das Beste für eine „Schwester“ wollte, unterstützt durch Pak Sang-Ook, „ihre“ nunmehrige Lebensgefährtin.

Pak war hin- und hergerissen zwischen ihrer Funktion als seriöse Linienoffizierin und ihrer Rolle als sapphische Liebhaberin, die nichts im Sinn hat, als das Wesen zufriedenzustellen, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Dazu gehörte auch der orale Sex, als das höchste Gut, das Pak „ihr“ angedeihen ließ. Ψ, in „ihrem“ Format als Dame, ließ es sich wohl gefallen, so verwöhnt zu werden. „Sie“ revanchierte sich, eingedenk „ihrer“ Figur, mit einer wahren Fülle an angenehmen und im höchsten Maße zufriedenstellenden Gefühlen.

Und kamen die Feinde wieder, und richteten diesmal keinen Schaden an – dank Ψ, der/die/das diesmal genau aufgepasst hatte. Die martialische Machtdemonstration verkam zu einer wirkungslosen Geste, die ohne weitere Schäden ablief.

Dann waren die Widersacher plötzlich wieder verschwunden.

Vierunddreißigster Abschnitt

Symphorosa hatte sich dennoch dazu entschlossen, den Sacsayhuamán-Planeten einen Besuch abzustatten. Sie wurde begleitet von ihrer Tochter, dem Admiral, von dessen neuer Kapitänin Priscilla (mit Rouven, ohne den Gay keinen Schritt mehr machen wollte), der Signaloffizierin Pak Sang-Ook, ψ und dem Rest der Frau- beziehungsweise Mannschaft des Raumschiffs α-Canopus. Was sie dort zu sehen bekamen, war ein totales Desaster – kein Gebäude war mehr in Ordnung, ganz zu schweigen von den Baracken der Sklavinnen und Sklaven. Die Bevölkerung war dezimiert und auf einen Bruchteil ihres ursprünglichen Bestandes geschrumpft.

Hier war guter Rat teuer. Zusammengesetzt bedeutet Desaster demnach wortwörtlich „gefallener Stern“, und das war es auch. Symphorosa die Ältere hatte die Idee, die traurigen Reste der Bewohnerschaft von Sacsayhuamán auf TERRA II zu evakuieren. Die Idee, anfangs nur ein Geistesblitz, nahm zunehmend Gestalt an!

Dazu mussten die Pferde in einen reisefertigen Zustand versetzt werden. Dabei stellte sich heraus, dass in einem Raumschiff kein Platz für alle war. Da die eigenen Schiffe von Sacsayhuamán zerstört worden waren, mussten ω-Omega Carinae und χ-V382 Carinae einspringen. Die waren aber zuerst zu holen – das dauerte eine gewisse Zeit. Wehmütig blickte Symphorosa die Ältere, nicht achtend der Destruktionen, auf das, was ihr Heimatland gewesen war und das ihr nur von früher her vertraut war. Egal, jetzt war nicht der Augenblick für irgendwelche Gefühlsduseleien.

Die Schiffe wurden mit den Passagierinnen und Passagieren beladen und traten die Reise auf TERRA II an. Dort angekommen, taten sich die Pferde gütlich am Gras, das im Überfluss zur Verfügung stand. Sie waren froh, dass es keinen Unterschied zwischen ihnen gab, sowie es früher war, und dass Apfelschimmel und schwarze Pferde den Anderen wieder völlig gleichgestellt waren.

Symphorosa, die Oberste Gebieterin, dankte formlos ab – ihre Tochter, Erbin der Obersten Gebieterin, verzichtete ebenfalls auf ihren Titel. Die beiden Symphorosas hatten genug getan – nun mussten demokratische Verhältnisse Platz greifen. „Sollen sie sehen, wie sie zurechtkommen!“, sagten Mutter und Tochter unisono.

„Ich habe Dich in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt – zumindest kam‘s mir so vor!“, sagte Symphorosa die Jüngere. „Das kannst Du laut sagen!“, monierte Mischa. Und dann genoss er ihre Zärtlichkeit, die mittlerweile ausgesucht war, dank der Erfahrung von Symphorosa der Älteren, die nicht Ohne war – sie war nur vorübergehend verschüttet. Jetzt brach die Hingebung voll aus. Mischa hatte seine Freude daran, wie intensiv ihre Beziehung plötzlich wieder geworden war – inklusive einem Blow Job. Dabei war die Hauptattraktion ihre große Zunge, die sich um seinen Penis schlang und ihm ungeheure Befriedigung verschaffte.

Fünfunddreißigster Abschnitt

Sowie sie gelandet waren und sozusagen frei hatten, weil die Signaloffizierin und ihre Stellvertreterin am Zug waren, erlustigten sich Gay und ihr kleiner Hengst im Gras am Waldrand. Dabei kitzelte sie ihn und er wieherte los. „Nicht kitzeln! Du treibst mich in den Wahnsinn!“, sagte er. Und dann kitzelte er sie, was ruppiger ausfiel, mit seinen zu Fingern ausgebildeten Hufen. Rouven nahm sie, am Rücken liegend, zärtlich in den Arm – dabei kam das Prinzip „a tergo“ wieder zum Einsatz. Gay stöhnte auf.

„Ich muss wieder einmal nach dem Rechten sehen auf meinem Raumschiff! Kommst Du mit?“ Er verneinte mit dem Hinweis darauf, dass es so schön war im Freien, wo er graste. Zusätzlich wollte er sich etwas umschauen, die Umgebung erkunden. Rouven kam in den Wald, dort sah er den Würfel, dem er aber keinerlei Bedeutung beimaß. Tiefer im Gehölz entdeckte er was Unerwartetes.

Es handelte sich um den Zugang zu einem sogenannten „Wurmloch“, mit dessen Hilfe mega-große Entfernungen überbrückt werden konnten. Rouven war mit einem Male klar, wie es den Fremden gelungen war, die ungeheure Distanz zu überwinden. Er machte sich an der Vorrichtung zu schaffen, als die Apparatur aufleuchtete und die Fremden Raumschiffe in großer Zahl auftauchten. Sie waren ganz anders, als die herkömmlichen Raketen – kreisrunde Gebilde, die sich irrsinnig schnell drehten. Sie nahmen von Rouven keinerlei Notiz, was ihn nicht störte, eher im Gegenteil.

Die Priscilla enterte mittlerweile das Schiff, dort perlustrierte sie die Frau- beziehungsweise Mannschaft gründlich und ausgiebig. „Bei Aspe hätt‘s das nicht gegeben, so ein harter Hund er im Prinzip war. Das ist reine Schikane!“, murrte die Besatzung. Aber sie ließ sich nicht beirren: „Disziplin muss sein! Sie muss in Fleisch und Blut übergehen!“ Sie machte weiter in der Visite – es amüsierte sie still und leise, mit welchen Ausreden ihre Truppe daherkam. Sie beendete das „Gastspiel“ – alle gingen ihrer Wege und waren zuletzt zufrieden.

Rouven erschien bei dem Admiral mit der beunruhigenden Nachricht vom Wurmloch und dass exotische Wesen (wobei das Interessante war, dass er sich selbst nicht so sah) durch diese Öffnung auftauchten. Die Fremden kamen näher. Als sie ihr todbringendes Werk verrichten wollten, verjagte sie Ψ, der/die/das darauf vorbereitete war, wie die legendären Fliegen – und verschloss das Wurmloch, indem er/sie/es es in die Luft sprengte!

Pak Sang-Ook applaudierte. Der kleine Hengst wurde ausgezeichnet, was Gay diebisch freute.

Sechsunddreißigster Abschnitt

Der Admiral war insgeheim unzufrieden – war es gleich notwendig, dass die Sprengung endgültig war, konnte man sich nicht gelindere Mittel vorstellen, etwa dass Wachen am Zugang zum Wurmloch aufgestellt wurden. Diese konnten dann Alarm schlagen. Ψ (konnte Gedanken lesen) brachte in „ihrer“ Rolle als vornehme Dame zum Ausdruck: „Jetzt lassen Sie die Kirche im Dorf – wer sagt denn, dass die Fremdlinge nicht die bei weitem überlegeneren Waffen haben! Da war es besser, den Zugang zu schließen!“

Kurylenko gab es zähneknirschend zu – die Gefahr war gebannt, das war die Hauptsache. Er wandte wieder Symphorosa (der Jüngeren, die Ältere hatte er ständig im Kopf, nur heimlich) zu und ließ sich von ihr verwöhnen. Er kuschelte sich behaglich an ihren Bauch, dann aber mit steigender Erregung drehte er sich um und führte sein Glied in „Normalstellung“ ein. Das hatten sie schon eine Reihe von Malen geübt und das klappte immer besser.

Dann gewannen bei dem Admiral und bei Symphorosa die Abenteuerlust den Vorrang und sie borgten sich das Raumschiff „Catalina“ aus. Die „Catalina“ kam mit wenig bis gar keine Besatzung aus – pilotieren konnte Kurylenko selbst, eine Kammerzofe brauchten sie nicht und genauso wenig ein Mädchen für alles.

Die Beiden fuhren auf‘s Geratewohl durch‘s Weltall – nicht ganz. Sie hatten incognito die Absicht, die Nasco-Kultur (für die Humanoiden), Age-Kultur (für die Schleimis) und Wesnajshabdem-Kultur (für die Wasserwesen) zu besuchen und dort die Verwüstungen zu besichtigen. Der Admiral trug zivile Bekleidung und auch Symphorosa war mit einem schlichten Outfit zugange. Sie schlichen sich zunächst bei den Nasco‘s ein und beobachteten, dass die Schäden infolge der ländlichen Struktur nicht so arg waren.

Die humanoiden Männer quälten nach wie vor ihre Frauen – da hatte sich im Prinzip nichts geändert an der patriarchalischen Ordnung. Ihre wenigen Raumschiffe waren zerstört, sodass sie auf ihren Planeten beschränkt blieben. Emanuela, die mit dem letzten Schiff (vor der Zerstörung der ohnehin nicht sehr umfangreichen Flotte) gekommen war, wurde wie eine Aussätzige behandelt, noch unter dem Standard, der den „Sklavinnen“ (nennen wir es beim Namen) normalerweise zuteil wurde. Die niedrigsten Arbeiten wurden für sie aufgespart – dabei belästigte sie niemand mehr sexuell, was einen großen Fortschritt darstellte. Der Vorstandssprecher wurde wegen er erwiesener Unfähigkeit abgelöst – ein Nachfolger für ihn war noch nicht festgelegt.

Insgesamt war die Gefahr, die von der Nasco-Kultur (jener der goldglänzenden Wesen) durchaus überschaubar. Und weiter ging‘s zu den Age‘s, zu den Schleimis, wie der Admiral sie gerne nannte. Er war noch immer fasziniert von den roten Augen, die ihn anglotzten, und vor allem Symphorosa mit ihren Blicken geradezu penetrierten. Wobei Kurylenko das unangenehmer war als seiner Frau, die die Blicke ausgesprochen genoss – erschien es Mischa manchmal zu sein. Die roten Augen waren zwar weniger geworden, aber immer noch genug. Und ihre Raumschiffe hatten sie immer noch, wenn auch ihre Zahl abgenommen hatte. Der Admiral fragte sich nach wie vor, wie sie mit ihren tentakelhaften Gliedmaßen, die anscheinend im Nichts endeten, ein Schiff steuern konnten. Der Häuptling versicherte ihnen, dass trotz mancher Verwüstungen sie die Lage im Griff hatten.

Die Angehörigen der Wesnajshabdem-Kultur waren insofern bevorzugt, als sie im Wasser quasi unsichtbar waren. Ihre Raumflotte hatten sie verloren – bis auf ein Schiff, das unter der Oberfläche geparkt war, während die Übrigen in ihren jeweiligen Umlaufbahnen den Aggressoren zum Opfer gefallen waren. Der König vergnügte sich nach wie vor mit seiner Königin, indem er sich immer kuriosere Verrenkungen für sie ausdachte. Die Königin, die ursprünglich geplant hatte, ihn zu verlassen, fügte sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund mittlerweile in ihr Schicksal. Vielleicht war sie Masochistin…

Der Admiral und Symphorosa kehrten auf TERRA II zurück.