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QUINTUS RUBELLIUS TAURUS‘ ABENTEUER

Aus dem Manuskript des Romans „ANASTACIA“.

Centurio Quintus Rubellius Taurus faszinierte mich als Regisseur, nicht nur weil er mir so retro erschien, dass er perfekt als Figur der Nouvelle Vague gepasst hätte – und ich liebäugelte ja insgeheim mit dieser Stilrichtung des Kinos, obwohl ich das niemals offiziell zugegeben hätte, zumal derlei heute als hoffnungslos veraltet und überdies als politisch unerwünscht gilt. Kein Wunder, wird man jetzt zurecht einwenden, dass Taurus in dieses Genre passte, ist er doch ein Typ, der vor gut 2000 Jahren in der Schlacht um Gergovia fiel und sein momentanes Dasein sui generis der Manipulationskraft der Walemira Talmai verdankte.

CENTURIO QUINTUS RUBELLIUS TAURUS:
Ich konnte beim Marschieren komplett abschalten. Das hatte der ganze Drill tatsächlich zustande gebracht, dass wir Maschinen gleich waren oder, besser gesagt, dass die gesamte Einheit wie eine einzige Maschine agierte, nicht links, nicht rechts schaute, sondern vorwärts drängte, um täglich ein iter iustum oder gar ein iter magnum zu bewältigen. Wir centuriones machten hier keine Ausnahme, denn beritten waren, abgesehen von den copiae equestres erst höherrangige Offiziere. Einzig von schweren Arbeiten waren wir befreit, anders als die legionarii, die abends erst noch ein Lager errichten mussten, ehe sie einige Bissen hinunterwürgen und dann in einen bleiernen Schlaf sinken durften. Keiner von denen träumte vermutlich etwas, auch bei Tag nicht, wenn sie, wie nicht wenige es gelernt hatten, im Gehen schliefen. Ich selbst aber hing dabei oftmals meinen Gedanken nach. Ich erinnerte mich an meine Kindheit auf dem Landgut meines Vaters, des Ritters Gaius Rubellius Taurus, dessen fünftältester Sohn ich war. Er lebte mit uns eigentlich wie ein besserer, nicht unähnlich dem von unserem pater familias sehr verehrten Scipio Africanus, vor dem einst Carthago erzitterte und der dann im Ruhestand über Ackerfurchen und durch Obstplantagen stapfte – anders als die hochgestellten Schnösel in Rom, die ihre latifundia von freigelassenen Sklaven verwalten, sprich ausbeuten ließen, nichts anderes im Sinn als den größtmöglichen Profit, mit dem sie ihren luxuriösen Lebensstil finanzierten.

Klar, dass dieses Pack von den Herren mit dem Faible für die alten Tugenden verachtet wurden: Wozu, dachte schon zu seiner Zeit Scipio, hatte er seine Heimat vor den Puniern gerettet, und wozu, schloss sich dem gut ein Jahrhundert danach Taurus senior an, der wie sein Sohn Jahre im Exercitus Romanus verbrachte, hatte er unter Sulla bei Chaeronea und Orchomenus den Kopf hingehalten – und, was das Schlimmste war, wozu hatte er seinen Quintus vor Gergovia verloren? Diese beiden sahen es bereits kommen, der eine früher, der andere später, dass Rom in Wahrheit dem Untergang geweiht war, so verfault, wie es in seinem Inneren war!

AsiaCENTURIO QUINTUS RUBELLIUS TAURUS:
Aber so weit war es noch nicht, als wir uns vom Bosporus nach Süden wandten. Wir wussten, was uns erwartete, denn einige von uns hatten noch miterlebt, wie die ursprüngliche Legio Decima von Fernost nach Westen verlegt worden war – die Provinzstraßen, denen wir ab nun folgen mussten, würden ab jetzt kein Honiglecken mehr sein. Vergeblich hatte ich mich beim Triarchen des Flottenstützpunktes Byzantium bemüht, eine Passage auf einem unter anderem auch Rhodus anfahrenden Versorgungsschiff der Armee zu bekommen, aber trotz gut gefälschter Marschpapiere (darauf verstand sich unser Beneficiarius meisterhaft) bekamen wir keinen Platz. Wir waren offenbar zu viele, und die Truppe zu teilen, was man uns mit einem Augenzwinkern als Ausweg für eine kleine behördliche Unkorrektheit andeutete, weigerten wir uns. Somit blieb nur der Landweg nach Miletus oder noch weiter südlich, um dort unser Glück zu versuchen.

Also weiter per pedes – wie erwartet auf schlecht instand gehaltenen Straßen, an denen (horribile dictu!) da und dort Meilensteine und sogar Wegweiser fehlten. Taurus, von der Tendenz her immer der Typ Musterschüler, konnte kaum der Versuchung widerstehen, diese Missstände sofort dem Asiae Proconsul Provinciae Romanae persönlich zur Kenntnis zu bringen, und sein Gefreiter machte ihm nur mit Mühe klar, dass er sich selbst schon einige gravierende Unregelmäßigkeiten geleistet hatte und beileibe nicht mehr das unbeschriebene Blatt war, als das er sich noch immer fühlte. Mehr noch: Der Wunsch eines Toten, und mochte dieser auch so prominent sein wie der Scipio Africanus war doch im Prinzip keinen Pfifferling wert, wenn der Centurio vor irgendeinem lokalen Kommisskopf antreten musste, um zu erklären, was er mit seinem Haufen da im Osten des Imperiums eigentlich vorhatte.

Iter fecerunt, um es einmal antik auszudrücken, profecti sunt. Es wurde schließlich Halicarnassus, das sie anpeilten. Unterwegs hatten sie nämlich gerüchteweise vernommen, dass es auf dieser kleineren statio classica einfacher sein würde, eine Überfahrt zu erlangen, und auf Grund der wesentlich kürzeren Distanz nach Rhodus konnten sie nun auch eher bereit sein, sich in kleineren Gruppen auf mehrere Schiffe zu verfügen.

CENTURIO QUINTUS RUBELLIUS TAURUS:
Hier profitierten wir letztlich geradezu von Unsäglichkeiten, die ich in meinem früheren Leben sofort nach oben gemeldet hätte (Mannius Cattianus untersagte es sich nicht, mich besonders darauf hinzuweisen!): Der Triarch von Halicarnassos war gar nicht auf seinem Posten, sondern auf irgendwelchen Landgütern im Hinterland unterwegs, die er sich als Mitglied der Provinzialverwaltung auf nicht ganz legale Weise unter den Nagel gerissen hatte und denen er den wesentlichen Teil seiner Zeit widmete. Sein Adjutant präsentierte sich uns schwer betrunken und lallte: „Macht nur, proles! Ich unterschreib’ euch alles, was ihr braucht!” Ich musste also bloß mein Gewissen abschalten, und schon war unser Problem gelöst.

Aber welche Enttäuschung bei der Ankunft auf Rhodus, wo Taurus’ Einheit blockweise wieder in der Jetztzeit auftauchte, weidlich bestaunt vom Inselvolk, das aus seiner Erfahrung annahm, irgendeine Folkloreaktion im Rahmen der allgemein hektischen touristischen Betriebsamkeit zu sehen. Niemand hatte eine Idee über den Verbleib der kleinen Venus, wie sehr sie auch alle den Verlust bedauerten: Selbst jene Rhodier, die noch nie oder schon lange nicht mehr im Museum gewesen waren, hatten die kleine Göttin doch im Geiste auf allen Wegen mit sich getragen und zeigten sich maßlos schockiert darüber, dass sie diese nun nicht mehr besuchen konnten, wenn sie es wirklich einmal wollten.

CENTURIO QUINTUS RUBELLIUS TAURUS:
Wir waren ratlos. Selbst der sonst so schlaue Mannius Cattianus wusste nicht mehr weiter. Er schlug aber dringend vor, sich räumlich und zeitlich zurückzuziehen, denn mehr als vielleicht einen Tag würde man eine Maskerade als Erklärung für unsere Adjustierung nicht für möglich halten. So marschierten wir denn an der Westküste von Rhodus entlang und zugleich wieder zurück in die Vergangenheit, in eine Epoche, in der die Stadt Camirus vor dem Hintergrund ihrer bedeutenden Geschichte ein verschlafenes Dasein in einer nicht sehr prominenten provincia fristete. Niemand dort nahm viel Notiz von einigen Dutzend legionarii, die seit sie hier waren ersichtlich nichts weiter anstellten, als zu essen, zu trinken und den Ortsschönheiten hinterherzupfeifen. Zu Übergriffen kam es vorerst nicht – der lange Weg quer durch das nördliche Imperium Romanum saß allen noch in den Knochen.

Bekanntlich hat aber alles zwei Seiten, und die Bauernmädchen hier, die sich vielleicht sehr geziert hätten, wenn sie angemacht worden wären, wurden von sich aus immer unruhiger angesichts der Passivität dieser strammen und noch dazu uniformierten Jungs. Keiner von denen, der ein Gramm Fett zuviel gehabt hätte, und selbst wenn der eine oder andere ein etwas dümmliches Gesicht sein eigen nannte, machte der durchtrainierte Körper das bei weitem wett. Diesen jungen Frauen, die nicht anders als in Britannien oder sonst irgendwo im gesamten Reich von Kindheit an wie Sklavinnen schwere Arbeit verrichten mussten, ohne dafür je ein Quäntchen Respekt zu erhalten, fühlten unbewusst, wie kurz in ihrem Leben das Zeitfenster war, in dem sie sich die ersehnte Bewunderung auf andere Art verschaffen konnten: indem sie dem erregenden Prickeln zwischen ihren Beinen nachgaben und einem Mann die Freuden schenkten, zu denen sie jenseits ihrer normalen Existenz fähig waren und für die der so Beglückte sie jedenfalls für einen Moment in den Himmel hob. In dieser Phase wurde nicht der gesucht, der vermutlich brav und treu bei der Erzeugung und der Aufzucht des Nachwuchses helfen würde – nein, für jenen anderen Zweck konnte der Bursche nicht exotisch genug sein.

Nicht nur aus Camirus selbst kamen sie, sondern auch aus den umliegenden Dörfern, zumal sich herumsprach, dass für hiesige Verhältnisse doch eine stattliche Anzahl Legionäre zur Verfügung stand. Dementsprechend entstand weit und breit eine ziemliche Unruhe, obwohl keiner aus der ansässigen männlichen Jungend (und auch niemand von deren Vätern) offen gegen die stark bewaffneten und gut trainierten Soldaten aufzutreten wagte. Natürlich lag das Aufsehen, das sich dennoch nicht vermeiden ließ, keineswegs im Interesse unseres Centurio, aber er beschloss, es in Kauf zu nehmen, solange es ihm schien, dass seine Truppe ausreichte, um Konflikte siegreich zu bestehen. Um sich zusätzlich der Kooperationsbereitschaft der Honoratioren zu versichern, drohte er diesen unverhohlen mit der Verhängung des Kriegsrechts, unter dem jeder ernsthafte Angriff auf ihn oder seine Männer mit der Todesstrafe geahndet werden könnte.

CENTURIO QUINTUS RUBELLIUS TAURUS:
Die provinciales fügten sich nur zähneknirschend, aber das hat uns echte Römer noch nie gestört: „Oderint dum metuant!”, sagte schon Caligula, dem ebenfalls herzlich egal war, dass ihn die Leute äußerst unsympathisch fanden. Außerdem wollte ich den Rücken frei haben für ein eigenes Abenteuer – schließlich hatte auch ich seit langem keine Frau mehr gehabt, und meine Lebensgeister meldeten sich mit Macht. Natürlich mochte ich nicht aus jenen wählen, die sich meinen legionarii so freimütig anboten, sondern es ergab sich, dass mir die Frau des Comarchus Camiri Municipii schöne Augen machte…

Ein Motiv, das eigentlich ins 19. Jahrhundert gehört: Garnisonsoffizier verführt die bis dahin tugendhafte, aber von ihrem Mann vernachlässigte Frau des Bürgermeisters. Aber genau so war’s, und der Betrogene machte zwar hinter verschlossenen Türen etwas Radau, aber de facto förderte er sogar die Beziehung: Er war eben ein alter politischer Taktierer und dachte sich, wer weiß, was am Ende dabei für ihn herausschauen würde – oft und oft, so seine Erfahrung, hatte sich ein beherzter Einsatz gelohnt, und da war zuweilen mehr am Spiel gestanden, als nur die Ehre seiner Angetrauten. Sollte er übrigens den Centurio als dümmlichen Lackaffen betrachtet haben, den er auf diese Weise mühelos über den Tisch ziehen konnte, mag man ihm das nicht verdenken, denn er war ja, wie wir wissen, nicht der Einzige.

VenusCENTURIO QUINTUS RUBELLIUS TAURUS:
Aber wie heißt es in Scipionis bewährtem canon militaris, den mir mein Vater immer wieder einbläute: Besser vom Gegner unterschätzt werden als umgekehrt! Im Prinzip tat es gut, wieder einmal eine succumba unter mir zu haben, noch dazu eine nach meinem Geschmack, mit nicht wenig Stil und einer gewissen Bildung. Aber ich beabsichtigte auch, sie nicht nur für meine Triebbefriedigung, sondern auch als Tarnung zu benützen, denn während alle davon überzeugt waren, ich hätte über ihr den Kopf verloren und sei mit ihr in eines der Landhäuser des comarchus gereist, hegte ich ganz andere Pläne. Meinem Beneficiarius trug ich auf, während meiner Abwesenheit darauf zu achten, dass uns hier nicht alles aus dem Ruder lief. Und auf seine stumme Frage hin meinte ich nur: Es geht um die kleine Venus!

Die Villa trug den Namen Fanum Nefarium und bot eine Ausstattung, die Taurus nie in seinem Leben genossen hatte, weder in seinem Elternhaus noch (aber das muss man nicht extra betonen) bei der Legion. Da war leicht geil sein, wenn man auf seidenbezogenen Kissen ruhte. Livia, seine neue Geliebte, war noch nie hiergewesen, denn ihr Mann hielt sich dieses Anwesen als gelegentliches Refugium für sich und eines seiner Flittchen offen. Allerdings hätte er sich zweifellos gewundert, wie rasch seine Frau unter dem Einfluss des genius loci eine andere wurde. Mit großen Augen betrachtete sie die erotischen, teilweise sogar äußerst obszönen Sujets der Fußbodenmosaike und Wandmalereien, fühlte sich aber keineswegs abgestoßen, sondern war neugierig, wie es wohl wäre, das eine oder andere, was sie da sah, selbst auszuprobieren.

CENTURIO QUINTUS RUBELLIUS TAURUS:
Ich fühlte plötzlich, wie sehr ich das entbehrt hatte. Ich stellte mich vor Livia hin, die mich erwartungsvoll anblickte (ich bebte vor Erregung, wenn ich daran dachte, dass ich mit Sicherheit der Erste war, mit dem sie sich auf derlei einließ), nahm ihr die purpurfarbene palla ab, die sie für unsere Reise angelegt hatte, danach die in dunklem Rosa gehaltene stola und die rote tunica, mit zitternden Fingern, während sie regungslos stand und nur ihren leicht beschleunigten Atem hören ließ. Das weiße intusium riss ich ihr vom Leib, sodass es in Fetzen ging, ebenso fascia und subligaria – nahm denn das nie ein Ende? Doch, denn nun war sie nackt und ihr Leib, der an Alabaster gemahnte, gehörte mir.

LiviaLivia, einmal von der Leine gelassen, schien unersättlich, aber der Centurio hatte keine Zeit, mit ihr all die Stellungen, die sie interessierten, durchzuexerzieren: Als er selbst fürs Erste genug hatte, lud er sie ein, ihn auf eine kleine Reise in die Zukunft zu begleiten. Ohne lange zu zögern, willigte sie ein, und sie gelangten in das Dörfchen Fanes, dem die Villa des antiken comarchus ihren Namen gegeben haben mochte. Der Besitz existierte im Prinzip noch, insofern auf den historischen Grundmauern ein modernes Gebäude errichtet worden war. Zu Taurus’ und seiner Freundin Glück stand es leer, wurde anscheinend allenfalls zum Wochenende genutzt.

Wieder liebten sie einander, und der kampferprobte Offizier begann im Lauf der Nacht zu wanken angesichts Livias Hemmungslosigkeit. Daher lenkte er nach kurzem Schlaf ihre Aufmerksamkeit am Morgen auf die vielen interessanten Dinge, die es hier zu bestaunen gab, und sie konzentrierte sich zunächst auf die reichhaltige Damengarderobe, die zufällig ziemlich genau für ihr Figur passte. Als hätte sie nie in einer anderen Zeit gelebt, zog sie sich treffsicher an und legte aus dem Kasten des Hausherrn auch für ihren Quintus entsprechende Sachen heraus. Ihre eigene Kleidung und die Uniform wurden in zwei Koffer verpackt, die möglichst gut versteckt wurden.

CENTURIO QUINTUS RUBELLIUS TAURUS:
Praktisch wie Frauen nun einmal sind, sagte Livia: „Wir werden Geld brauchen – schwer vorstellbar, dass es in dieser Zeit nicht notwendig ist, für alles, was man kaufen will, zu zahlen.” Und wir durchsuchten alles nach etwas, das so aussah wie Geld: Bei den Münzen begriffen wir schnell, woran wir waren, und nahmen alle an uns, die wir finden konnten. Erfreulicherweise reichte es dem auriga, der uns mit seinem Gefährt in die Stadt Rhodus brachte. Das Geschäft mit ihm vollzog sich glücklicherweise fast ohne Worte, denn obwohl mir mein aus Athenae stammender Hauslehrer seine Muttersprache nahegebracht hatte, nützte mir diese hier wenig – im Gegensatz zu später, als sie mir eine systematische Grundlage für das Erlernen des Neugriechischen bot.

Immerhin hatte der Busfahrer verstanden, wo sie hinwollten, sie am Elefterias-Tor aussteigen lassen und den beiden die Richtung gezeigt, die sie einschlagen mussten. An der Außenmauer des Museums lehnte lässig der pensionierte General Publius Cornelius Scipio, mittlerweile Freund Hannibals, Clausewitz’, Cheltenhams, des verschwundenen Keyhi Pujvi Giki Foy Holby und einer ganzen Reihe anderer Feldherrn – Taurus erkannte ihn sofort und trat mit Livia auf ihn zu. Unschwer war zu erkennen, wie ungehalten der Africanus war: „Quid hic quaeris, centurio? Warum bringst du deine concubina hierher?”

CENTURIO QUINTUS RUBELLIUS TAURUS:
Ich glaubte, im Erdboden zu versinken. Im Augenwinkel sah ich, wie Livias Gesicht vor Wut rot anlief, aber ich konnte nichts sagen, war wie zu Stein erstarrt. Befehlsgewohnt ordnete Scipio an, dass ich schleunigst zu meinen Männern zurückkehren sollte. Zwei Kauffahrtschiffe würden vor der Küste vor Camirus auf uns warten, die den Auftrag hatten, uns umgehend nach Cyprus mitzunehmen. Froh darüber, dass der General mich nicht gleich concastigierte, machte ich mich auf den Weg. Ich musste zu Fuß gehen, denn ich hatte kein Geld mehr, und es war die reine Qual, mit diesem schnieken Schuhwerk so weit und so rasch zu marschieren. Erst als mir vor Schmerz die Tränen herunterrannen, wurde mir bewusst, dass Livia bereits in Rhodus verschwunden war. Sie hatte offenbar beschlossen, nicht in die Vergangenheit zurückzukehren. Offenbar rechnete sie damit, sich auch ohne Sprachkenntnisse durchschlagen respektive ihre neuentdeckten Neigungen sexuellen Neigungen als lingua universalis einsetzen zu können, mit der dann auch die Beschaffung finanzieller Mittel kein Problem darstellen würde. Ich selbst war froh, in der Villa Fanum Nefarium wieder meine gewohnten vestimenta anlegen zu können.

Der Centurio und seine Legionäre blieben noch im Präteritum, bis sie in der Gegenwart von Sir Basil Cheltenham wieder zum Vorschein kamen. Endlich war die vor langer Zeit gegebene Order Scipios erfüllt: Die Truppe trat im Hof der Festung Kantara an, und Quintus Rubellius Taurus erstattete Meldung.